Das Forschungsvorhaben widmet sich einer spätmittelalterlichen Objektgruppe von Kreuzweganlagen des nordalpinen Raums. Das Germanische Nationalmuseum besitzt mit Adam Krafts Stationsreliefs eine für seine Entstehungszeit herausragende und für das Projekt zentrale Werkgruppe dieser Gattung. Als Transpositionen der heiligen Stätten stehen Kreuzweganlagen meist in einem urbanen Zusammenhang: Mit dem Anspruch, die Abstände der Stationen der Leiden Christi korrekt zu reproduzieren, überlagert sich die Topografie der terra sancta mit jener der heimischen Stadt.
Das Forschungsvorhaben knüpft an diese Beobachtung an und untersucht, mit welchen Mitteln hier die Passion Christi topologisch, zeitlich und in ihrem spirituellen Gehalt evoziert wird. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Frage, wie die einzelnen, in den Kreuzweganlagen als Gesamtensembles enthaltenen Medien wie Steinreliefs mit bildlichen Darstellungen des Leidensweges Christi, vollplastische Skulpturen wie Kreuzigungs- und Beweinungsgruppen und Architekturen wie Heiliggrabkopien und Golgathakapellen zusammenwirken, die Erfahrung der Besucher:innen bestimmen und als Vermittler zwischen zeitlicher und räumlicher Ferne der Passion in Jerusalem und der lokalen, urbanen Gegenwart wirken.