In meiner Doktorarbeit untersuche ich die bildlichen Darstellungen eines verbreiteten Phänomens der nordeuropäischen Eliten in der Frühen Neuzeit, der sogenannten «Ethno-Maskerade», in denen in Kostümen und Aufführungen fremde ethnische oder soziale Gruppen—unter anderen sogenannte Türken, Mohren und Bauern—imitiert oder parodiert wurden. Diese Alteritäten dienten dazu, die Identitäten der kostümierten städtischen und höfischen Eliten zu formen, während sie zugleich die Fragilität der Trennungen zwischen diesen Identitätsgruppen offenbarten. Meine Forschungsobjekte bestehen aus Bildern von Festlichkeiten sowie gedruckten und gemalten Turnierbüchern, Tafel- und Wandmalereien und historischen Artefakten. Ich vergleiche diese festlichen Imitationen mit zeitgenössischen Bildern von ethnischen und sozialen «Others», etwa pseudo-ethnographische Trachtenbücher oder Zeichnungen der Kostüme und Bilder des osmanischen Zeremoniells bis hin zu unzüchtigen Bildern von Bauernfeiern oder «nachrichtlichen» Drucken, die von osmanischen Angriffen handeln. Das Projekt zielt auf ein Verständnis der Art und Weise, wie visuelle und performative Darstellungen von ethno-sozialen «Others» in der Frühen Neuzeit nicht nur Alteritäts- und damit Identitätsvorstellungen reflektierten, sondern auch prägten.
Tucher-Fellowship